Knospen

Knospen – Die verborgenen Kraftpakete aus der Natur

Endecke die geniale Welt der Knospen

Ein Streifzug durch die Natur hält das ganze Jahr über faszinierende Entdeckungen bereit. Auch im Winter, wenn wir oft glauben, die Vielfalt sei geringer, lohnt es sich, den Blick für die kleinen Dinge zu schärfen. Ein besonders spannendes Beispiel sind die Knospen verschiedener Bäume und Sträucher, die sowohl in der Küche als auch in der Gemmotherapie Verwendung finden.

Was Du über die Knospen wissen solltest

Knospen sind die embryonalen Anlagen zukünftiger Pflanzenteile wie Blätter oder Blüten. Ihre Entstehung beginnt oft schon im Spätsommer oder Herbst. Während der kalten Jahreszeit bleiben sie gut geschützt, bis sie im Frühjahr bei steigenden Temperaturen und länger werdenden Tagen aufbrechen. Die Knospe (lateinisch „gemma“) steht sinnbildlich für Kraft, Stärke und Vitalität, denn in ihr ist der gesamte Lebensplan der Pflanze angelegt. Knospen enthalten eine hohe Konzentration an Nährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Dadurch gelten sie sowohl in der Heilkunde als auch in der Küche als wahre Kraftpakete. Das enthaltene Embryonalgewebe kann selbst in kleinen Mengen einen äußerst positiven, gesundheitsfördernden Effekt auf uns Menschen haben.

Warum sind Knospen so besonders?

Hohe Konzentration an Vitalstoffen
Knospen enthalten Flavonoide, Enzyme, Vitamine, Wachstumshormone, Gerbstoffe, ätherische Öle, Phytoproteine u. m. in einem besonders günstigen Verhältnis.

Schutzmechanismen
Harze und Schuppenblätter schützen die wertvollen Inhaltsstoffe im Inneren vor Kälte und Feuchtigkeit.

Vielfältige Verwendungsmöglichkeiten
Sie eignen sich sowohl für Tees, Tinkturen und Mazerate (Öl- oder Alkoholauszüge) als auch als raffinierte, frische Zutat in der Küche.

Tipps zur Ernte und Verwendung

Achte auf den richtigen Zeitpunkt
Am besten erntet man die Knospen, kurz bevor sie sich öffnen. Dann enthalten sie die höchste Konzentration an Wirkstoffen. Ideal ist das im frühen Frühjahr. Je nach Pflanze kann es etwas variieren, aber wer sich im Februar auf die Suche begibt, liegt meist richtig.

Allgemeine Kräutersammelregeln
Auch bei Knospen gilt: Nimm nur, was Du wirklich kennst und ausschließlich von Plätzen, die nicht belastet sind. Schau Dir Deine Sammelplätze bereits ein halbes Jahr vorher an, um zu wissen, wo die besten Bäume und Sträucher stehen.

Schonende Ernte und kleine Mengen
Um das natürliche Wachstum nicht zu beeinträchtigen, empfiehlt es sich, stets nur wenige Knospen pro Baum oder Strauch zu nehmen. Vor allem die Knospe an der Astspitze sollte nicht geerntet werden, da sie für das weitere Wachstum entscheidend ist. In vielen Fällen reicht bereits ein Fingerhut voll Knospen aus, um den Jahresbedarf zu decken.

Nachhaltigkeit
Eine gute Gelegenheit zum Sammeln ergibt sich, wenn Bäume im Spätwinter ohnehin gekürzt oder gefällt werden. Dann können die frischen Knospen entnommen werden, bevor das Holz entsorgt wird. Bei Pappeln brechen oft windbedingt Zweige ab, die sich ideal zum Sammeln eignen.

Verarbeitung in der Küche
Knospen am besten direkt nach dem Sammeln verwenden oder vorsichtig trocknen. Frische Knospen sind geschmacklich oft intensiver.

LindenknospenGemmotherapie – Heilende Kraft aus den Knospen

Die Gemmotherapie, auch Knospenheilkunde genannt, ist eine natürliche Form der Pflanzenheilkunde, die darauf setzt, die in Knospen gespeicherten Informationen und Wirkstoffe zu nutzen. Dabei werden überwiegend frische Knospen in einer Mischung aus Wasser, Glycerin und Alkohol (Mazerat) ausgezogen. Entwickelt wurde die Methode Mitte des 20. Jahrhunderts vom belgischen Arzt Dr. Pol Henry, der sie in den 1950er-Jahren erstmals veröffentlichte.

Gemmo-Mazerat (Grundrezept)

Für die richtigen Mengen gibt es in der Fachliteratur verschiedenste Angaben. Jedes Rezept zeigt eine individuelle Herangehensweise. Hier ein Vorschlag:

Du brauchst:

  • 30 ml Alkohol (z. B. Wodka, Korn oder Weingeist mit 40 % Vol. bis 80 % Vol.)
  • 30 ml pflanzliches Glycerin (98 %)
  • 30 ml gutes Wasser
  • Ca. 3 g Knospen (es reicht, wenn der Boden des Ansatzglases bedeckt ist)
  • 1 Glas (100 ml)

So geht’s:

Die Knospen mit einem guten Messer klein schneiden und ins Glas füllen.
Anschließend die drei Flüssigkeiten zu gleichen Teilen dazugeben. Das Glas verschließen und gut schütteln.
Das Gemisch etwa 3–4 Wochen bei maximal 20 °C (nicht in direkter Sonne) stehen lassen und mindestens einmal pro Tag schütteln. Danach das Mazerat abfiltern und in dunkle Braunglasflaschen mit Zerstäuber füllen und beschriften.

Anwendung und Dosierung

3 x täglich das Gemmo-Mazerat 3 x etwa 3 Sprühstüßen in den Mund geben. Die Inhaltsstoffe werden über die Mundschleimhaut besonders gut aufgenommen. Bei akuten Beschwerden oder beginnender Erkältung kann die Anwendung auch mehrmals pro Stunde erfolgen. Gemmo-Mazerate sollte man erst bei Kindern ab 8 Jahren mit max. 1-2 Sprühstößen verwenden.

Selbst hergestellte Gemmo-Mazerate sind rund 2-3 Jahren haltbar.

Knospen im Portrait – Kulinarik & Gemmotherapie

  1. Birkenknospen (Betula pendula)

BirkenknospenKulinarische Verwendung
Junge Birkenknospen haben einen mild-aromatischen Geschmack. Sie eignen sich gut zum Verfeinern von Salaten oder als dekoratives Topping für Suppen.

Gemmotherapie
In der Volksheilkunde werden Birkenknospen traditionell für ihre harntreibende Wirkung geschätzt. Sie sollen den Stoffwechsel anregen und bei der Entschlackung unterstützen.

  1. Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum)

Johnannisbeere KnospeKulinarische Verwendung
Die Knospen der Schwarzen Johannisbeere duften angenehm fruchtig und lassen sich zu Sirup oder Essig verarbeiten. Der Geschmack ist leicht säuerlich mit einer fruchtigen Note – perfekt für Chutneys oder Saucen.

Gemmotherapie
In der Gemmotherapie zählen Johannisbeerknospen zu den am häufigsten eingesetzten. Sie sollen bei Allergien und akuten Entzündungen helfen, indem sie das Immunsystem positiv beeinflussen.

  1. Hainbuche (Carpinus betulus)

Hainbuchen KnospeKulinarische Verwendung
Die kleinen, noch geschlossenen Knospen eignen sich als feiner Aromakick in Salaten oder Schmorgerichten. Oder wie wäre es mit selbst gemachter Knospen-Kräuterbutter?

Gemmotherapie
Die Knospen der Hainbuche gelten als unterstützend für die Regeneration und sollen die Kraft des Körpers stärken. Sie werden auch bei Entzündungen der Atemwege sowie im HNO-Bereich eingesetzt.

 

  1. Lindenknospen (Tilia spp.)

LindenknospeKulinarische Verwendung
Die Knospen schmecken sehr angenehm bis leicht schleimig und können roh im Salat oder fein gehackt über die Gemüsebeilage gegeben werden. Auch als „Knospenschoko“ eignen sie sich: Schokolade auf Backpapier gießen, mit gehackten Knospen bestreuen, erkalten lassen – fertig.

Gemmotherapie
Lindenknospen sollen eine beruhigende Wirkung haben und das Nervensystem unterstützen. Sie werden oft bei innerer Unruhe oder Stress eingesetzt.

  1. Haselknospen (Corylus avellana)

Haselstrauch Knospe

Kulinarische Verwendung
Junge Haselknospen haben ein mild-nussiges bis leicht bitteres Aroma. Man kann sie für Suppen und Aufstriche verwenden oder mit Schokolade zu ungewöhnlichen Pralinen verarbeiten.

Gemmotherapie
Haselknospen werden bei Lungen- und Leberbeschwerden geschätzt. Häufig kommen sie auch bei chronischen Entzündungen und Gefäßerkrankungen zum Einsatz.

  1. Feigenbaum (Ficus carica)

Feigenbaum KnospeKulinarische Verwendung
Der aromatische Geschmack der Feigenknospen lässt sich ideal in Aufstrichen, Salaten und Eintöpfen einsetzen.

Gemmotherapie
Bei psychosomatischen und psychischen Beschwerden sind Feigenknospen oft das Mittel der Wahl. Sie wirken beruhigend und können bei Angst und Stress eingesetzt werden.

  1. Walnussknospen (Juglans regia)

Walnussbaum-Knospe

Kulinarische Verwendung
Die jungen Knospen bzw. das erste Grün der Walnuss haben einen intensiven, leicht bitteren Geschmack. In kleinen Mengen verleihen sie Salaten und Kräutermischungen eine feine, herbe Note.

Gemmotherapie
Walnussknospen werden häufig bei Hautproblemen empfohlen, da ihnen eine reinigende Wirkung zugesprochen wird. Sie können außerdem den Magen-Darm-Trakt unterstützen.

  1. Hagebuttenknospen (Rosa canina)

Kulinarische Verwendung
Die noch verschlossenen Blattknospen der Wildrose sind herb und leicht blumig. Man kann sie in essbaren Blütenzucker-Mischungen verarbeiten oder für ausgefallene Desserts verwenden.

Gemmotherapie
Gemmomazerate aus Hagebuttenknospen sollen eine positiv stärkende Wirkung auf das Immunsystem haben. Sie werden oft zur Unterstützung bei Erkältungen eingesetzt.

  1. Edelkastanie / Esskastanie (Castanea sativa)

Edelkastanienbaum-KnospeKulinarische Verwendung
Maroni-Knospen schmecken leicht herb-süßlich und können etwas adstringierend wirken. Sie eignen sich gut für Kräuteraufstriche oder zur Herstellung eines würzigen Blattknospenöls.

Gemmotherapie
Die Maroni-Blattknospen werden vor allem zur Unterstützung des Venen- und Lymphsystems eingesetzt.

  1. Schwarzpappel (Populus nigra)

Schwarzpappelknospe von wikipediaKulinarische Verwendung
Pappelknospen sind harzig und duften aromatisch. In der Küche sollten sie nur sparsam verwendet werden. Eine raffinierte Idee ist es, sie in Form eines würzigen Zuckers zum Bestreuen von Mürbteigkeksen zu nutzen.

Gemmotherapie
Pappelknospen enthalten wertvolle ätherische Öle und Harze, die in der Volksheilkunde äußerlich bei Hautirritationen Anwendung finden. Innerlich werden sie zur Unterstützung bei Erkältungen, Husten und Bronchitis eingesetzt.

Einfache Knospen-Rezepte

Diese Rezepte lassen sich eigentlich mit allen oben genannten Knospen ausprobieren.

Frühlings-Knospen-Salat

Zutaten (für 2 Personen):

  • 1 Handvoll gemischte Wildkräuter (z. B. Löwenzahnblätter, Vogelmiere, Gänseblümchen) oder Winterblattsalate
  • 3 EL frische Birkenknospen und/oder Lindenknospen
  • 1 EL feingehackte Schwarze-Johannisbeer-Knospen
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 EL Apfelessig
  • 1 TL Honig
  • Salz & Pfeffer

So geht’s:

Wildkräuter und Knospen gründlich waschen. Löwenzahn und Gänseblümchen in Streifen schneiden, Vogelmiere klein zupfen. Knospen darüberstreuen, bei Bedarf grob hacken.
Aus Olivenöl, Apfelessig, Honig sowie Salz und Pfeffer ein Dressing rühren.
Salat mit dem Dressing vermischen und sofort servieren.

Knospen-Kräuterbutter

Zutaten:

  • 100 g weiche Butter (idealerweise Bio)
  • 3 TL Knospen nach Wahl (gerne auch eine Mischung verschiedener Bäume)

So geht’s:

Die zimmerwarme Butter in einer Schüssel mit einer Gabel cremig rühren. Die Knospen sehr fein hacken.
Alles gut vermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
In ein kleines Glas oder Butterförmchen füllen und kühl stellen.
Köstlich als Brotaufstrich oder zur Verfeinerung von Gemüse.

Knospen-Salz und Knospen-Zucker

Zutaten:

  • 1 Teil Blattknospen
  • 10 Teile Zucker oder Salz

So geht’s:

Für diese Zubereitung müssen die Knospen gut getrocknet sein. Die Zutaten werden in einer Kräutermühle oder im Mörser pulverisiert. Je nach Geschmack kann das Mischverhältnis angepasst werden. Das Knospen-Salz kann universell als Würzmittel verwendet werden. Der Knospen-Zucker eignet sich zum Bestreuen von Gebäck und Süßspeisen oder zum Abrunden von Getränken wie Punsch und Glühwein.

 

 

Es gibt noch viele weitere kreative Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten. Möge dieser Beitrag dazu motivieren, die kleinen Kraftpakete voller wertvoller Nährstoffe und Aromen zu nutzen.  Beachte aber immer, das Knospen ein Geschenk der Natur sind – daher sollte man beim Sammeln stets achtsam und respektvoll vorgehen, damit wir auch in Zukunft die Wunder der Knospen genießen können.

 

 

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